Nach der Eroberung Sri Lankas begannen die Holländer mit der Gründung
einiger Kolonien holländischer Bürger, die 'Burgher' genannt wurden.
1675 gab es lediglich 68 verheiratete freie Burgher auf der Insel. Diese
Entwicklung dokumentierte einen Fehlschlag in der Siedlungspolitik der
Holländer, denn nur wenige holländische Familien entschlossen sich in
Sri Lanka zu siedeln. In den ersten 30 Jahren holländischer Herrschaft
über Sri Lanka wuchs die Burgher Gemeinde niemals über die Zahl von 500
Personen, hauptsächlich Seeleute, Angestellte, Wirtsleute und entlassene
Soldaten. Die Holländische Ostindien Company (VOC) versuchte die
Siedlungsbestrebungen mit allen Kräften zu unterstützen: Nur Burgher
hatten das Privileg Geschäfte zu eröffnen und bekamen großzügig Land und das
Recht zu freiem Handel gewährt. Wo immer möglich wurden sie
den Einheimischen vorgezogen. Das Recht Brot zu backen, zu schlachten und
Schuhe herzustellen bekamen ausschließlich die Burgher, die in der
Mehrzahl Angestellte der Company waren.Die Heirat eines Burghers mit einer einheimischen Frau (oftmals Frauen
Indo-Portugiesischer Abstammung) wurde nur erlaubt, wenn die Frau gelobte
zum Christentum überzutreten. Die Töchter aus solchen Beziehungen hatten
dann wiederum einen Holländer zu heiraten, um die Mischung der Rassen so
gering als möglich zu halten.
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich eine schnell wachsende europäische
Gemeinde (eine Mischung aus Portugiesen, Holländern, Singhlesen und
Tamilen). Sie kleideten sich europäisch, sprachen holländisch oder
portugiesisch und waren Anhänger der holländisch reformierten Kirche.
Mit der Zeit spaltete sich die Burgher Gemeinde in zwei Gruppen:
holländische Burgher und portugiesische Burger. Die holländischen
Burgher waren die weißer Hautfarbe, die über die männliche Linie
europäische Vorfahren nachweisen konnten (Holländer oder Portugiesen).
Sie waren holländisch reformiert und sprachen Holländisch.
Die portugiesischen Burgher (später 'Mechanics' genannt), glaubten
europäische Vorfahren zu haben, waren sich aber nicht sicher. Sie hatten
eine dunkle Haut, waren Katholiken und sprachen kreolisches Portugiesisch.
Aus der europäischen Gemeinde entstammten alle Priester
(Predikants) der
holländisch reformierten Kirche. In den letzten Jahrzehnten der
holländischen Herrschaft über Sri Lanka, bildeten die Burgher eine Bürgerwehr,
die die Befestigungen Colombos während des 4. holländisch-britischen
Krieges verteidigten.
Obwohl es während der holländischen Besatzungszeit keine
demografischen Erhebungen für die Burgher Gemeinde gab, war der Zuwachs
konstant. Ein bescheidener, aber regelmäßiger Zuzug von Neuankömmlingen
aus Europa mischte sich mit den Familien, die schon seit mehreren
Generationen auf der Insel lebte. Dem ist es zu danken, dass die Burgher
Gemeinde ihren offenen Charakter und die heterogenen kulturellen
Traditionen erhalten konnte.
Zur Zeit der Eroberung durch die Briten im Jahre 1796 gab es 900 Familien
holländischer Burgher in Ceylon, konzentriert in
èColombo,
èGalle, Matara
und èJaffna. Während der britischen Herrschaft wurden die Burgher als
Angestellte, Rechtsanwälte, Soldaten und Ärzte in die Kolonialverwaltung
einbezogen. Sie wurden zu einer privilegierten Schicht auf der Insel.
Die holländischen Burgher, jetzt Untertanen der britischen Krone,
begannen die holländische Sprache langsam abzulegen und machten Englisch
zu ihrer eigenen Sprache. Gegen 1860 war der Gebrauch des Holländischen
unter den Burgher verschwunden. 1908 waren nur noch sechs oder acht der
holländischen Burgher in der Lage, leidliche Fähigkeiten in Holländisch
nachzuweisen. Das kreolische Portugiesisch wurde von den holländischen
Burgher Familien als Umgangssprache bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
weiter gepflegt.
Heute sind die Burgher eine kleine, aber ihrer Hautfarbe wegen nicht zu
übersehende Minderheit. Zu ihr werden alle Nachfahren der europäischen
Kolonosten gerechnet. Ihr sozialer Status ist abhängig vom Grad ihrer
Vermischung mit Singhalesen oder Tamilen: je heller, desto anerkannter.
Meist sind sie Lehrer, Juristen, Beamte und leben vornehmlich in den
Städten entlang der Westküste. Ihre Situation veränderte sich
schlagartig, als Singhalesisch Staatssprache wurde und dies die
englischsprechenden Burgher aus einer in gewisser Weise privilegierten
sozialen Stellung riss. Viele verließen das Land nach 1956, die
Zurückgebliebenen verlieren zunehmend ihre Rollen als Minderheit und
gehen in dem bunten Gemisch der sri lankischen Bevölkerung auf.
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