Diese Maschine ist noch nicht erfunden!
Sie müsste den Urwald roden, Lastwagen beladen, Feldsteine schleppen, bei
Prozessionen mitwirken, und das alles ohne Umbau, ohne neue Programmierung
oder große Pausen. In ihrer Freizeit müsste die Maschine baden, und vor
allem müsste sie so etwas wie eine Lebensphilosophie verkörpern:
langmütig, weise, tüchtig, genusssüchtig; außerdem archaisch, ein
wenig unheimlich, jedenfalls Respekt einflößend.
So
etwas kann nur die Natur. Kein Wunder, dass weit und breit kein
mechanisches Wunderwerk in Sicht ist, das dem Elefanten in Sri Lanka seine
Rolle streitig macht. Die grauen Riesen umgibt gerade in Sri Lanka auch
eine mystische Aura, wenn sie reich geschmückt mit Seide, Gold und
Edelsteinen die ehrenvolle Aufgabe übernehmen, Buddhas Zahnreliquie bei
der
Kandy
Perahera zu tragen. Es gibt wohl
noch 3.000 bis 4.000 Elefanten auf der Insel. Das ist nur noch ein Viertel
des Bestandes zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Jagdlust der britischen
Kolonialherren hatte bei der Dezimierung ihren Anteil, entscheidend aber
ist der immer geringer werdende Lebensraum für die Elefanten. Sie ziehen
im Familienverband umher und brauchen selbst in einem so üppigen Land wie
Sri Lanka ausreichend Weideland, denn ein ausgewachsenes Tier benötigt
300 kg Grünfutter am Tag. Heute besteht
eine gute Chance, den Bestand der Tiere durch die garantierten Schutzparks
zu erhalten, zumal auch die verbindenden Trampelpfade zwischen den Parks
geschützt sind. Wilderer bereiten dem Personal der Parks und der Polizei
große Sorgen, denn sie haben es auf das Elfenbein gerade der seltenen
Bullen (Tusker) mit den begehrten Stoßzähnen abgesehen.
Durch
die Jahrtausende haben die vom indischen Subkontinent getrennten Elefanten
in Sri Lanka eine genetische Entwicklung genommen, in deren Verlauf die
Stoßzähne zurückgebildet wurden. Der Futterreichtum auf der Insel ließ
die großen Werkzeuge zum Umreißen und Aufbrechen von Bäumen, Rinde und
Boden unwichtig werden. Außerdem waren die Dickhäuter durch die Zähne
im dichten Busch eher behindert. Immer
wieder werden verwaiste Elefantenbabys im Busch gefunden. Für sie ist in
Pinnawela
bei Kegalle zwischen
Colombo und
Kandy ein Waisenhaus eingerichtet. Die
von klein auf an Menschen und ihre Arbeit gewöhnten Tiere sind später
gut anzulernen. In ihrem Arbeitsleben lernen Elefanten
bis zu 100 Befehle
auszuführen und entwickeln ein enges Verhältnis zu ihrem Mahut.
Dabei ist ihr Elefantengedächtnis sprichwörtlich. Bis zu 75 Jahre alt
werden die Tiere und merken sich Bösartigkeiten ebenso wie gute
Behandlung. Stirbt nach Jahrzehnten der Mahut vor seinem Elefanten,
verfallen die Tiere in tiefe Trauer. Elefanten lernen aus ihren
Arbeitserfahrungen. Nach ihrem (höchstens)
sechs Stunden langen Arbeitstag aalen sich die großen Tiere stundenlang
im Wasser, lasen sich genusssüchtig schrubben und tanken Kraft. Derzeit
gibt es rund 450 Arbeitselefanten auf Sri Lanka, die meisten im
südwestlichen Tiefland, also auf den Kokos- und Kautschukplantagen, und
rund um
Kandy.
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