Allgegenwärtig sind die Palmen. Etwa ein Dutzend verschiedene Arten
wachsen auf der Insel. Am verbreitetsten, nützlichsten und in Plantagen
kultiviert ist die Kokospalme (Cocos nucifera), der totale Nutzbaum. Vom Stamm bis zur
Frucht wird alles verwendet. Die Einheimischen nennen ihn 'Baum des
Lebens', da er Nahrung und Getränke liefert.
Kein Currygericht ist ohne das weiße Fleisch der Kokosnuss zu denken.
Aus der jungen Nuss werden Süßigkeiten und Medikamente gewonnen, die
Milch wird getrunken; das Fleisch der alten Nuss (Kopra) wird zur
Herstellung von Fett, Seife und Kerzenwachs genutzt, übrig bleibt
Viehfutter. Der Palmsaft aus der angeschnittenen Blüte wird zu Toddy
vergoren, einem Palmwein, der unserem Federweißen ähnelt; destilliert
erhält man Arrak. Die Schösslinge der Palmblätter sind ein gutes
Gemüse, die alten Blätter werden geflochten und dienen zum Hausbau und
Dachdecken. Die harte Schale der Nuss wird zu Geschirr und Besteck
verarbeitet, die Kokosfasern zu Seilen, Matten und Körben; der Stamm
schließlich liefert Bau- und Möbelholz. Ein altes singhalesisches
Sprichwort besagt: »Hat ein Mann zehn Kokospalmen, einen Jackbaum, eine
Kuh und ein Reisfeld, kann er sich ruhig zurücklehnen und das Leben
genießen.«
Neben der Kokospalme
(Cocos nucifera) fällt die King Coconut (Roystonea
regia) ins Auge. Die
große gelbe Nuss entwickelt kaum Fruchtfleisch, aber viel Kokoswasser,
das ein immer bekömmlich temperiertes, durstlöschendes, wohlschmeckendes
und vor allem hygienisch einwandfreies Getränk ist.
Auf der Jaffna-Halbinsel, aber auch sonst im nördlichen Drittel Sri
Lankas und ganz im Süden ist die Palmyrapalme (Borassus
flabellifer) weit verbreitet. Ihre
Kennzeichen sind der dunkle Stamm und die Kugelförmige Krone. Der Toddy
ist hochgeschätzt.
Eine hohe schlanke Palme mit feingliedrigen Blättern ist die
Betelnusspalme. (Areca catechu) Ihre Frucht ist ein weit verbreitetes Genussmittel und
Bestandteil des Betel-Chew, so etwas wie ein tropischer Kaugummi,
der anregend, auch hungerstillend wirkt und die häufig anzutreffenden
roten Münder und Zähne hinterlässt. Der Chew besteht aus einem
Stück Nuss, etwas Korallenkalk, getrocknetem Tabak und nach Bedarf
Gewürzen. Eingewickelt ist er in das Blatt der Betel-Kletterpflanze.
Hauptsächlich im Hochland anzutreffen ist die Kitulpalme
(Caryota urens), geschätzt
wegen ihres Toddys, aus dem sich Jaggery, ein brauner
Zuckerersatz gewinnen lässt, der häufig für einheimische Nachspeisen
benutzt wird.
Keinem Genuss, sondern der Geschichtsschreibung hat die Talipotpalme
(Corypha umbraculifera) gedient und tut es noch. Auf den präparierten Blättern der gewaltigen
Palmwedel wurden die Chroniken und heiligen Texte eingeritzt. Die Pflanze
blüht ein einziges Mal nach etwa 50 Jahren, dann stirbt sie.
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